Mehrsprachigkeit ist ein unsichtbares Band, das Menschen, Generationen und Kulturen miteinander verknüpft. Besonders in Familien mit Migrationshintergrund – wie vielen iranisch-österreichischen Haushalten – ist das Leben mit zwei oder mehr Sprachen Alltag. Was für manche wie ein Spagat erscheint, ist für andere ein selbstverständlicher Reichtum. Doch wie wirkt sich Mehrsprachigkeit wirklich auf Identität, Integration und das tägliche Miteinander aus?
Mehrsprachigkeit ist mehr als Kommunikation
Wer in zwei Sprachen denkt, hört und spricht, lebt nicht nur zwischen Wörtern – sondern zwischen Welten. In vielen Familien ist Farsi die Sprache zu Hause, während Deutsch im Schul- oder Berufsleben dominiert. Manche Kinder wachsen sogar mit drei oder mehr Sprachen auf.
Diese Mehrsprachigkeit ist kein Hindernis, sondern eine Ressource. Sie fördert:
Kulturelles Verständnis
Sprachliche Sensibilität
Soziale Kompetenz
Studien zeigen: Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, entwickeln oft ein besseres Sprachgefühl, sind empathischer und offener für andere Perspektiven. Genau das macht sie zu wichtigen Brückenbauern in einer vielfältigen Gesellschaft wie Österreich.
Zwischen zwei Kulturen – und doch ganz zu Hause
In einem mehrsprachigen Alltag vermischen sich Erlebnisse, Traditionen und Denkweisen. Während zu Hause auf Farsi gekocht, erzählt und gelacht wird, gestalten Schule, Arbeit und Freundschaften den Alltag auf Deutsch. Viele Kinder und Jugendliche lernen, mühelos zwischen diesen Welten zu wechseln.
Dabei entsteht ein besonderes Bewusstsein:
Man muss sich nicht entscheiden – man kann beides sein.
Diese Erfahrung hilft jungen Menschen, sich in unterschiedlichen Situationen sicher zu bewegen und ihre eigene kulturelle Identität zu entwickeln. Die Vielfalt wird zum festen Bestandteil ihres Lebensgefühls.
Kinder als Sprach- und Kulturvermittler
Besonders spannend: Viele mehrsprachige Kinder übernehmen schon früh eine wichtige Rolle in ihren Familien. Sie übersetzen im Alltag, helfen bei Behördengängen oder unterstützen ihre Eltern bei sprachlichen Herausforderungen. Dabei entwickeln sie nicht nur Verantwortungsbewusstsein, sondern auch ein tiefes Verständnis für beide Kulturen.
Diese Rolle ist nicht immer leicht – aber sie prägt die Persönlichkeit und macht junge Menschen selbstbewusst, reflektiert und engagiert.
Wie HAMI Mehrsprachigkeit unterstützt
Der HAMI Verein versteht Mehrsprachigkeit nicht nur als Mittel zur Kommunikation, sondern als wichtigen Teil von Identität und Integration. Deshalb wird sie in allen Aktivitäten mitgedacht und gefördert:
In der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
Bei Veranstaltungen und Projekten
Durch Sprachvielfalt in der Kommunikation (z. B. zweisprachige Flyer, Farsi-Übersetzungen, muttersprachliche Betreuung)
Dabei geht es nicht darum, eine Sprache durch die andere zu ersetzen, sondern beide Sprachen und Kulturen wertzuschätzen und sichtbar zu machen.
Mehrsprachigkeit als Brücke zur Gesellschaft
Wer mehrere Sprachen spricht, hat mehr als nur sprachliche Fähigkeiten – er oder sie besitzt den Schlüssel zu verschiedenen Kulturen. In einer Zeit, in der Integration und gesellschaftlicher Zusammenhalt große Herausforderungen darstellen, kann Mehrsprachigkeit eine echte Brücke sein.
Denn: Sprache schafft Verbindung. Und wo Verbindung ist, entsteht Verständnis.